captcha

BNN-Interview mit Schürrer & Fleischer

  • 14. Juli 2022
  • Pressemitteilungen
Peter Schürrer und Bernd Fleischer

Im Interview mit der BNN (Badische Neueste Nachrichten) standen Bernd Fleischer und Peter Schürrer Rede und Antwort rund um das Thema Immobilien.

Wie stark hat sich der Immobilienmarkt in den vergangenen 25 Jahren verändert?

Schürrer: Als wir 1996 angefangen haben, hatte man viel mehr Möglichkeiten zu kaufen. Es gab wenige Interessenten, aber viele Leerstände, gerade auf den Dörfern. Heute hat ein Immobilienmakler zwischen fünf und zehn Angeboten. Wir konnten damals in der Spitze 40, 50 Immobilien anbieten.

Fleischer: Heute haben wir einen Verkäufermarkt, damals einen Käufermarkt. Also genau die gegenteilige Marktsituation. Diese ist nicht nur für die Branche, sondern auch für die Menschen nicht zuträglich. Eine ausgeglichene Situation wäre mir deutlich lieber als der aktuelle Hype auf Immobilien.

Steigen die Preise, steigen Ihre Provisionen. Ist doch gut für Sie?

Fleischer: Da widerspreche ich, denn das Angebot in der Breite fehlt, auch wenn einzelne Preise hoch sind. Das heißt, für uns Branchenvertreter ist die Situation auch nicht angenehm. Es gibt sehr viele Bewerber um einen Auftrag.

Besonders schwierig ist die Situation für Käufer. Wie gehen Sie mit der großen Nachfrage um?

Schürrer: Wir haben einen professionellen Vermittlungsablauf. Dazu gehört das Exposé. Und wir legen immer einen sportlichen Angebotspreis fest, da wir die Aufgabe haben, den besten Preis zu erzielen, den der Markt gerade hergibt. Dann ist unser Ziel alle möglichen Interessenten anzusprechen, die für diese Immobilie in Frage kommen. Wenn ein Patt entsteht, entscheidet der Eigentümer. Oft ist es so, dass am Ende der den Zuschlag bekommt, der sich zuerst gemeldet hat.

Manche Kaufwillige sind verzweifelt. Da werden Sie doch mit Schicksalen konfrontiert, oder?

Fleischer: Das ist für viele ganz bitter. Und wir können nur in den seltensten Fällen Abhilfe schaffen. Wir haben nicht mehr, als wir anbieten. Wir haben schon seit Jahren, wenn nicht sogar schon seit Jahrzehnten eine völlig verfehlte Wohnungsbaupolitik. Da viel zu wenig gebaut und zu wenige Baugrundstücke ausgewiesen wurden, haben wir diese Knappheit am Wohnungsmarkt. Gerade für Menschen aus der Mittelschicht. Das sind die Sünden der Vergangenheit, die wir jetzt ausbaden.

Sie sehen also die Politik am Zug?

Fleischer: Ja, das ist ein Versagen der Politik, unter dem die Menschen leiden, die sich wohnlich verändern müssen. Erschwerend sind die Pandemie und jetzt der Ukraine-Konflikt dazu gekommen, die deutliche Auswirkungen haben.

Schürrer: 400.000 neue Wohnungen jährlich sind von der Bundesregierung geplant, das wird nicht aufgehen. Dann haben wir die ganzen Bauregularien, über 20.000 Baugesetze. Wir haben uns selbst um eine Baugenehmigung gekümmert für unser Projekt an der Prinz-Max-Kreuzung. Die haben wir nach rund drei Jahren gerade bekommen. Hätte man das innerhalb eines Jahres erledigen können, würde die Immobilie jetzt schon stehen und die Wohnungen wären vermietet. Dazu sind die energetischen Förderungen weggefallen. Dann das Problem, dass die Baukosten um 20,30, 40 Prozent höher sind als vor eineinhalb Jahren. Dazu die steigenden Zinsen für die Finanzierung.

Da geht es Ihnen so wie vielen anderen im Moment. Was bedeutet das für Ihr Projekt mit 43 Wohnungen an der Prinz-Max-Kreuzung?

Fleischer: Im Moment gibt es einfach zu viele Unwägbarkeiten. Es liegt daher zunächst auf Eis.

Schürrer: Vor drei Jahren hatten wir das erste Gespräch im Bauamt, die Zusammenarbeit war wirklich super. Aber die personelle Situation dort und die Strukturen lassen viel Zeit verstreichen. Insgesamt hat uns das Projekt schon mehr als eine Viertel Million Euro gekostet. Es braucht eine Entbürokratisierung und eine Digitalisierung, um schneller handeln zu können.

Wohnen scheint immer mehr zum Luxus zu werden…

Schürrer: Wohnen ist schon Luxus. Jeder Quadratmeter ist unwahrscheinlich teuer. Durch die gestiegenen Zinsen müssten jetzt eigentlich die Kaufpreise fallen. Das ist aber nicht der Fall. Dafür ist der Run nach Mietobjekten gewachsen, da viele nicht mehr ihre Baufinanzierung bekommen. Teilweise werden wir von Nachfragen überschwemmt. Schnelligkeit ist sehr wichtig, wenn man etwas sucht.

25 Prozent der Wohnungen werden auch in Ihrem Bauvorhaben an sozial Benachteiligte gehen. Hilft das, soziale Gerechtigkeit beim Wohnen zu schaffen?

Schürrer: Ich finde das grundsätzlich gut. Wir haben da kleinere Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen vorgesehen: bezahlbarer Wohnraum betriebswirtschaftlich ausgedrückt.

Fleischer: Die Durchmischung gesellschaftlicher Schichten in einem Quartier oder einer Wohneinheit ist sicherlich gut, aber solch ein Bauvorhaben muss sich natürlich auch finanziell rechnen. Wenn 25 Prozent der Wohnfläche zu reduziertem Preis vermietet werden, müssen die Kosten von den anderen Wohnungen mitgetragen werden. Dadurch werden diese teurer. Also trägt auch dieser Ansatz dazu bei, dass die Schere weiter auseinandergeht, und gerade die Mittelschicht trifft, die eigentlich Eigentum bilden soll.

Bei manchen Immobilien fragt man sich schon, welche Preise erzielt würden, wenn der Markt nicht überhitzt wäre.

Fleischer: Letztlich ist es ja so, dass nicht der Makler den Preis macht, er entsteht aufgrund von Angebot und Nachfrage. Die Menschen wollen immer zum bestmöglichen Preis verkaufen. Sie sind die Profiteure in der aktuellen Situation.

Glauben Sie, dass bald die Immobilienblase platzt?

Fleischer: Ganz klar, nein. Dafür gibt es keinerlei Anzeichen. Wir haben eine gesunde Nachfrage nach Immobilien. Gerade in den süddeutschen Raum wollen viele Menschen ziehen. Der Pro-Kopf-Bedarf an Wohnraum steigt ebenfalls stetig weiter, die Leute wollen großzügiger Wohnen.

Sie sind auch in der Pfalz aktiv, mit Pirmasens in einer strukturschwachen Region. Dort bieten sie gerade ein vermietetes Mehrfamilienhaus zum Kauf an für 595.000 Euro.

Schürrer: Wenn es in Bruchsal stünde, hätten wir das innerhalb kürzester Zeit und zu einem anderen Preis verkauft. Das Haus haben wir seit längerem online, einmal wurde der Preis schon gesenkt.

Wie attraktiv sind stattdessen Bruchsal und das Umland?

Fleischer: Der Südwesten ist generell sehr attraktiv. Kleinstädte wie Bruchsal und Bretten sind die Gewinner der letzten zwei, drei Jahre, weil sie sehr gut angebunden sind und eine attraktive Lebensqualität haben.

Wie wird die Entwicklung auf den Immobilienmarkt insgesamt weitergehen?

Schürrer: Die Immobilienpreise haben sich die letzten zehn Jahre verdoppelt, jedes Jahr zehn Prozent mehr. Ich glaube, diese Zeiten sind vorbei. Dennoch werden die Preise nicht rückläufig sein, jedenfalls beim reinen Wohnen. Da werden die Preise stabil bleiben, weil einfach zu wenig auf dem Markt ist. Bei Wohn- und Geschäftshäusern mit dem Kleidergeschäft unten drin ist das durch den Internethandel anders geworden.

 

Interview: Nicole Jannarelli, stellvertretende Redaktionsleiterin bei der BNN (Badische Neueste Nachrichten) Bruchsal